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Rettungsaktion auf dem Broad Peak

  • von Lukas Wörle
  • 23 Aug., 2023

Seit einiger Zeit hege ich einen persönlichen Traum: Einen 8000er zu besteigen, ohne auf Sauerstoff und Höhenträger zurückgreifen zu müssen, und anschließend mit einem Gleitschirm wieder hinabzugleiten. Aus diesem Grund durfte ich zum zweiten Mal acht Wochen am Baltoro-Gletscher verbringen, diesmal im Basislager des Broad Peak.

Am 15. Juli war es an der Zeit, den ersten Gipfelversuch zu wagen. Um 02:00 Uhr verließ ich gemeinsam mit meinem Kletterpartner das Zelt im Lager 3 auf 7000 Metern. Es war kalt und windig, aber wir bewegten uns zügig voran – ich fühlte mich fit! Gegen 10:00 Uhr überschritt ich zum ersten Mal in meinem Leben die 8000-Meter-Marke. Was daraufhin geschah, bewegt mich bis heute und berührt mich emotional. 

Auf dem Gipfelgrat über 8000 Metern sehe ich einen pakistanischen Höhenträger. Er liegt im Schnee und erbricht Blut. Es ist offensichtlich, dass er unter Höhenkrankheit leidet. Ich versuche, mit ihm zu sprechen, frage nach seinem Namen. Er kann nur verwirrte Antworten geben. Immer wieder zieht er seine Handschuhe aus und entblößt seine schwarzen, abgefrorenen Finger. Das Erbrochene ist in seinem Gesicht gefroren, auch seine Unterlippe ist abgefroren. 

Mir wird sofort klar, dass dieser Mann Hilfe benötigt.

 Ohne zu zögern, kontaktiere ich meine Familie im Basislager, schildere die Situation und bitte um Hilfe, um sein Leben zu retten. Mein Bruder und mein Vater setzen sich mit der Agentur in Verbindung, bei der der Mann angestellt ist. Die Antwort auf unseren Hilferuf lautet:

 "Lasst ihn liegen, wir werden den Gipfel erreichen und ihn dann mitnehmen!"

Unsere Einschätzung, dass der Mann das nicht überleben wird, interessiert sie wenig. Auf mich allein gestellt, beginne ich damit, den Mann den Berg hinabzuziehen, zu schieben und abzuseilen. Auf 7800 Metern treffe ich einen amerikanischen Freund. Ich bitte ihn um Hilfe. Er hat Medikamente, die wir dem Mann verabreichen können. Einem anderen Höhenträger, der uns Hilfe verweigert, entnehmen wir eine Sauerstoffflasche. Die Medikamente und der Sauerstoff wirken gut, langsam erholt sich der Mann. Trotzdem benötigen wir neun Stunden, um das Lager 3 zu erreichen, wo wir den Mann einem österreichischen Bergführer übergeben.

Völlig erschöpft lege ich mich in mein Zelt und schlafe mit offener Tür ein. Am nächsten Tag steige ich vom Lager 3 in Richtung Basislager ab. Ich bin extrem erschöpft und falle immer wieder hin. Ich bin mehr als froh, dass meine Familie mich am Fuße des Berges abholt und meinen Rucksack die letzte Stunde ins Basislager trägt. Es dauert eine Weile, bis man realisiert, was tatsächlich geschehen ist. Rückblickend werfen sich einige Fragen auf.

In einer Umgebung, in der externe Hilfe nicht möglich ist und jeder im Falle eines Problems auf gegenseitige Hilfe angewiesen ist, wie kann es sein, dass jegliche Unterstützung abgelehnt wird?

Wie können Menschen in ihrer Priorisierung einen Gipfel über das Leben eines Menschen stellen?

Handelt es sich hierbei um ein Problem, das nur die Bergsteigergemeinschaft an 8000ern betrifft, oder stehen wir hier einem gesellschaftlichen Problem gegenüber?

Persönlich glaube ich, dass wir lernen müssen, Verantwortung zu übernehmen, über unsere Zuständigkeitsbereiche hinaus, wenn es nötig ist.Ich hoffe, dass meine Geschichte andere ermutigt und inspiriert, ebenfalls außerhalb ihrer Zuständigkeitsbereiche Verantwortung zu übernehmen – sei es beim Bergsteigen, in der Arbeit oder im Alltag. Danke!
von Lukas Wörle 23 Aug., 2023
For a while now, I've nurtured a personal dream: to conquer an 8000-meter peak without relying on supplemental oxygen and then descend using a paraglider.
von Lukas Wörle 07 Apr., 2023
The Schuchtkogel is a 3471 m high mountain in the Ötztal Alps. The team of w8less has dared an ascent and was allowed to enjoy a lonely day with unexpected sunshine and powder despite bad weather forecast. espite bad weather  
von Lukas Wörle 07 Apr., 2023
Der Schuchtkogel ist ein 3471 m hoher Berg in den Ötztaler Alpen. Das Team von w8less hat eine Besteigung gewagt und durfte trotz schlechter Wettervorhersage einen einsamen Tag mit unerwarteten Sonnenstrahlen und Powder genießen.
von Vincent Wörle 16 Jan., 2023
w8less Expeditions has dared the climb and had to face extreme weather conditions paired with personal challenges.
von Lukas Wörle 10 Jan., 2023
w8less Expeditions hat die Besteigung gewagt, und musste sich extremen Wetterbedingungen aber auch persönlichen Herausforderungen stellen.
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